bibelwerkstatt 2024
Die diesjährige Bibelwerkstatt hat vom 27. bis 29. Juni 2024 wiederum in Linz im Bildungs-haus Sankt Magdalena stattgefunden. Rund 30 Teilnehmer:innen aus Deutschland und Österreich haben sich dort mit Apostel i.R. Kainz zu einer „Entdeckungsreise durch die Bibel“ getroffen.
Am ersten Nachmittag stand das Thema „Jesus - ein Meister der Seelsorge“ im Mittelpunkt. Hierzu wurden insbesondere die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, Groschen und Sohn aus Lukas 15 erörtert. Grundgedanke dieser Gleichnisse Jesu ist der von ihm gelegte Weg von der Gerechtigkeit zur Gnade. Als Meister der Seelsorge trat Jesus, so führte Apostel Kainz aus, auch in besonderer Weise als Tröster in Erscheinung. Durch seinen Trost entstehen Gedan-ken, die den Schmerz lindern und dem Leidenden Ruhe, Mut und Hoffnung geben können.
Abends hatten die Anwesenden die Möglichkeit, zur Vorbereitung auf den nächsten Seminar-tag den VI. Teil des Deutschen Requiems von Johannes Brahms zu hören, der Texte aus dem Neuen Testament (1. Korinther 15 und Offenbarung 4) verwendet. Bezirksältester Tomusch gab zur musikalischen Ausdeutung der Bibelverse wertvolle Hinweise.
Am Folgetag beschäftigte sich die Gruppe mit endzeitlichen Aussagen in den Briefen des Apostels Paulus sowie in der Offenbarung des Johannes. Apostel Kainz erläuterte, dass Apostel Paulus in den Briefen an die Korinther und Thessalonicher (1.Kor. 15, 51 ff. sowie 1. Thessal. 4, 15) klarstellte, auch die bereits Entschlafenen würden auferweckt und mit den noch Lebenden verwandelt und entrückt werden.
Zu den Aussagen der Offenbarung Kap. 4 wurde unter anderem die Frage erörtert, wie dieses Kapitel auf die ersten Christen wirkte, die im antichristlichen Reich der Römer lebten, dessen Kaiser Anbetung forderte. Des Weiteren wurden die Aussagen in Offenbarung 20 und 21 zur Abfolge des Friedensreiches, des letzten Kampfes des nochmals losgelassenen Satans und des Neuen Jerusalems beleuchtet (neuer Himmel/neuer Erde).
Der letzte Teil der bibelwerkstatt war der Entstehungsgeschichte der Bibel gewidmet. Apostel Kainz teilte mit, dass über einen Zeitraum von mehr als 1500 Jahren über 40 Autoren in den Sprachen aramäisch, hebräisch und griechisch handschriftlich am Werk waren. Der Kanon des Neuen Testamentes ist durch die Verwendung der Evangelien und Apostelbriefe ab 200 nach Christus auf dieser Basis gewachsen. Trotz fehlender menschlicher Koordinierung besteht in diesen Texten in den wesentlichen Aussagen Übereinstimmung („roter Faden“). Hieraus ist auch erklärlich, dass weitere Evangelien und Briefe (wie z.B. das immer wieder ins Gespräch gebrachte Thomas-Evangelium) keine Aufnahme in das Neue Testament gefunden haben.
Zum gesamten Thema der Entstehungsgeschichte der Heiligen Schrift hat der Apostel allen Teilnehmenden dankenswerterweise weitere Ausarbeitungen zur Verfügung gestellt, die im Rahmen der bibelwerkstatt nicht in diesem Umfang behandelt werden konnten.
Wie in den vergangenen Jahren gab es zwischendurch immer wieder Gelegenheit sowohl zu fröhlichem Gesang als auch zu schönen Gesprächen untereinander in den Pausen und Abendstunden.
Die gemeinsame Fürbitte für große Sorgen und Nöte, die aus dem Kreis der Gruppe zum Aus-druck gebracht wurden, setzte einen besonderen bewegenden Akzent.
Dieser ergab sich für den Großteil der Teilnehmer:innen auch am Samstag-Vormittag, wo ein gemeinsamer Besuch der Gedenkstätte Mauthausen stattfand. Das KZ Mauthausen bestand von 1938 bis 1945. Dort und in den zugehörigen Außenlagern kamen ca. 100.000 Menschen ums Leben. Ein von Andrea Mühlhäuser (selbst Teilnehmerin der bibelwerkstatt und zertifizierter Guide) geführter Rundgang am Areal bzw. ein Dokumentarfilm im Besucher:innenzentrum für diejenigen, die bei 35 Grad im Schatten keine 2 km gehen wollten oder konnten, vermittelten historische Fakten, aber auch soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge. Es bestand die Möglichkeit, den „Raum der Namen“ zu besichtigen, wo im ehemaligen Reviergebäude die ca. 85.000 bekannten Namen der Opfer auf schwarzen Steintafeln verzeichnet sind. Ein großer schwarzer Fleck steht symbolisch für alle diejenigen, die nicht namentlich bekannt sind.
In einem ehemaligen Lagergebäude, das heute als Kapelle dient, feierte Apostel i. R. Kainz mit allen Anwesenden zum Abschluss eine Andacht.
Fotos: H. Krach
Text: H. und I. Fenkl und A. Mühlhäuser